Policy Note 23: Pensionssystem zukunftsfit reformieren

DI Johannes Berger                        Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung

Das österreichische Pensionssystem steht wegen des demographischen Wandels weiterhin vor großen Herausforderungen. „Trotz der bereits beschlossenen Reformen ist das Pensionssystem derzeit nicht nachhaltig aufgestellt“, sagt Tobias Thomas, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria. So zeigt eine aktuelle Analyse von EcoAustria, dass der Anteil der Ausgaben für öffentliche Pensionen am BIP zwar kurzfristig aufgrund der positiven konjunkturellen Entwicklung abnehmen wird. Ohne weitere Reformmaßnahmen wird die Ausgabenquote mittel- und längerfristig aber wieder steigen und zwar bis zum Jahr 2060 um 1,5 Prozent des BIP. Die bisherigen Reformen haben das Pensionssystem zwar demographiefester gemacht, dies jedoch auch auf Kosten sinkender Leistungen. „Das Verhältnis von durchschnittlicher Pension zu durchschnittlichem Erwerbseinkommen wird von heute 56 auf 48 Prozent im Jahr 2060 sinken“, erläutert Thomas. „Um den Anstieg der Ausgabenquote im Bereich der Pensionsleistungen zu vermeiden oder durch zusätzliche Einnahmen zu finanzieren, sind weitere Reformen notwendig“, betont Thomas. Hierzu bestehen mehrere Möglichkeiten: Zum einen können die Beiträge bis zum Jahr 2060 um 1,5 Prozent des BIP angehoben werden. Dies erscheint angesichts der hohen Belastung des Faktors Arbeit wenig sinnvoll. Eine andere Option wäre eine zusätzliche Absenkung der Neupensionen um knapp 10 Prozent bis 2060. Dies würde eine deutliche Schwächung der finanziellen Absicherung im Alter darstellen. Eine weitere Möglichkeit ist, das gesetzliche Antrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln. Diese wird bis zum Jahr 2060 um sieben Jahre zunehmen. „Um einen Anstieg der Pensionsausgabenquote zu vermeiden, müsste zusätzlich zu den bereits beschlossenen Reformen das gesetzliche Antrittsalter um rund ein Drittel der hinzugewonnenen Lebenszeit angehoben werden. Im Jahr 2060 läge das Antrittsalter dann bei 67 Jahren“, erläutert Thomas. Das heißt allerdings nicht, dass das tatsächliche Antrittsalter im selben Maße zulegen wird. Um das individuelle Leistungsniveau nicht weiter zu senken, müssten ArbeitnehmerInnen im Jahr 2060 im Schnitt tatsächlich bis gut 63 Jahre arbeiten.