Migrationspolitik faktenbasiert gestalten

DI Johannes Berger                        Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung

In der öffentlichen Debatte zum Thema Migration tauchen immer wieder Mythen auf. So wird behauptet, dass die Politik Zuwanderer mehr unterstützt als Einheimische. „Zuwanderer haben als Arbeitnehmer und Konsumenten einen positiven Effekt auf die österreichische Wertschöpfung. Damit verbunden sind öffentliche Mehreinnahmen, die im Zeitraum 2013-2020 die Mehrausgaben übersteigen. Pro Kopf fällt der positive Beitrag etwas höher aus als bei Einheimischen. Die Aussage, die Politik würde Zuwanderer mehr unterstützen als die österreichische Bevölkerung, ist demnach unzutreffend“, erklärt Johannes Berger, Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria.

Die Analyse von EcoAustria auf Basis des allgemeinen Gleichgewichtsmodells PuMA fokussiert auf die fiskalischen Effekte der Migration der Jahre 2013 bis 2018 für Zuwanderer aus der EU und aus Drittstaaten sowie für Flüchtende. „Der Beitrag zum Staatshaushalt ist für alle Migrationsgruppen bis auf die Asylmigration positiv. Höhere Unterstützung für Flüchtende ist aber nicht in vorteilhafteren individuellen Ansprüchen begründet, sondern die Folge der nachteiligen Arbeitsmarktintegration“, so Ludwig Strohner, Leiter des Forschungsbereichs Öffentliche Finanzen bei EcoAustria.

Arbeitsmarktpolitische Instrumente sollten daher laufend evaluiert und die Arbeitsmarktintegration von Asylberechtigten entsprechend forciert werden, so die Schlussfolgerungen der Untersuchung von Berger und Strohner. Die Studie ist Teil des Buchs „Migration und Integration – Fakten oder Mythen? Siebzehn Schlagwörter auf dem Prüfstand“, das vom Grazer Soziologen Max Haller herausgegeben wird. In weiteren Beiträgen untersuchen unter anderem die Migrationsforscherin Gudrun Biffl die Verdrängung von Österreichern durch Zuwanderer am Arbeitsmarkt oder die Ökonomen Jörn Kleinert und Daniel Reiter die Aufnahmekapazität Österreichs.