Kurzanalyse 3: Abgabenlast senken, bessere Leistungen erreichen

Mag. Nikolaus Graf
Leiter des Forschungsbereichs Wettbewerbsfähigkeit

Österreichs Wirtschaft wächst derzeit langsamer. Hinzu kommen Unsicherheiten aus dem Ausland, wie die Wachstumsschwäche in Deutschland, der unklare Ausgang des Brexit sowie die zunehmenden Handelskonflikte weltweit. Umso wichtiger ist es, die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts vor Ort zu stärken und so die Grundlagen für mehr Wachstum und Wohlstand zu schaffen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Abgabenquote, denn die Belastungen des Faktors Arbeit und der Unternehmen sind im internationalen Vergleich zu hoch. „Jeder Österreicher zahlt kaufkraftbereinigt im Schnitt etwa 16.170 Euro Abgaben pro Jahr, das sind rund 1.120 mehr als die Nachbarn in Deutschland und 4.080 Euro mehr als im Durchschnitt der EU. Das schränkt die Konsummöglichkeiten der privaten Haushalte erheblich ein“, sagt Tobias Thomas, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria.

Abbildung 1: Abgabenbelastung pro Kopf in Euro 2017 in Kaufkraftparitäten (EU28=1) im erweiterten EU-Vergleich

„Gleich wer das Rennen bei der Nationalratswahl machen wird, wäre es gut für den Standort Österreich, wenn die hohe Abgabenbelastung der Arbeitnehmer und Unternehmen deutlich reduziert würde. Neben der Selbstfinanzierung sollte die Reform über Effizienzpotenziale auf der Ausgabenseite finanziert werden“, so Thomas. Und Effizienzpotenziale sind im erheblichen Ausmaß vorhanden. So zeigt das neue EcoAustria Europa Benchmarking, dass Österreich im europäischen Vergleich bei den öffentlichen Ausgaben in vielen Bereichen einen Spitzenplatz einnimmt, im Hinblick auf die Wirkungen jedoch häufig nur mittelmäßige Ergebnisse erzielt. „Wenn es gelingt, die Effizienzpotenziale auch nur zum Teil zu heben, sind bessere öffentliche Leistungen zu geringeren Ausgaben möglich“, sagt Thomas.

In der Verwaltung beträgt der Personal- und Sachaufwand in Österreich kaufkraftbereinigt 822 Euro pro Jahr und Einwohner. Bei der Qualität der öffentlichen Verwaltung nach Maßgabe des WGI-Index der Weltbank liegt Österreich mit einem Indexwert von 1,44 jedoch lediglich im oberen Mittelfeld. Dänemark kommt mit nur 557 Euro pro Kopf und Jahr, also mit 265 Euro weniger, auf 1,67 Punkte und damit auf ein wesentlich besseres Ergebnis bei der Verwaltungsqualität. Und die Niederlande erreichen ebenso 1,67 Indexpunkte mit kaufkraftbereinigten Ausgaben pro Kopf und Jahr von lediglich 483 Euro. Das sind sogar 339 Euro weniger als in Österreich.

Im Bereich des Schulsystems betragen die Bildungsausgaben im Elementar-, Primär- sowie Sekundarbereich je Schüler in Österreich kaufkraftbereinigt 9.373 Euro pro Jahr. Damit erreicht Österreich beim PISA Test der OECD 492 Punkte. Zum Vergleich erzielen die Niederlande mit Ausgaben von 8.273 Euro, also 1.099 Euro pro Schüler und Jahr weniger, ein Testergebnis von 508 PISA Punkten. Noch markanter fällt der Effizienzunterschied im Vergleich zu Finnland aus. Die Finnen erreichen mit Gesamtausgaben von nur 7.733 Euro, also 1.640 Euro je Schüler und Jahr weniger als in Österreich, ganze 523 PISA Punkte.
Abbildung 2: Beispiel Bildungssystem - Österreich im erweiterten EU-Vergleich (EU28 plus Island, Norwegen, Schweiz)

Die Gesundheitsausgaben betragen in Österreich kaufkraftbereinigt 3.932 Euro pro Kopf und Jahr. Bei der mittleren Lebenserwartung erreicht Österreich damit 81,7 Jahre. Finnland erreicht denselben Outputwert mit Ausgaben pro Kopf von 3.020 Euro, also 911 Euro weniger. Noch markanter fällt der Vergleich mit Spanien aus: Spanien erreicht mit Gesundheitsausgaben pro Kopf von kaufkraftbereinigt 2.398 Euro, also 1.534 Euro weniger, eine mittlere Lebenserwartung von 83,4 Jahren.

Die Ergebnisse im Detail sind in der heute veröffentlichten EcoAustria Policy Note 35: „EcoAustria Europa Benchmarking: Bessere Leistungen mit weniger Ausgaben erreichen“ verfügbar.