
Prof. Dr. Monika Köppl-Turyna
Direktorin EcoAustria

DI Johannes Berger
Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung
Der Klimawandel stellt nicht nur eine ökologische, sondern auch eine massive wirtschaftliche Herausforderung dar. Neben Maßnahmen zur Emissionsminderung gewinnt die Anpassung an Klimaveränderungen zunehmend an Bedeutung. Die Studie von EcoAustria, durchgeführt im Auftrag von oecolution austria, untersucht erstmals umfassend die volkswirtschaftlichen Potenziale von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in Österreich.
Die zentrale Fragestellung lautet: Wie beeinflussen Investitionen in Klimaanpassung Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und Produktivität in Österreich?
I. Hauptergebnisse der Studie
Die Studie zeigt, dass gezielte Anpassungsmaßnahmen erhebliche wirtschaftliche Vorteile bringen können:
• Reduktion von wirtschaftlichen Schäden durch Klimawandelfolgen, insbesondere Produktivitätsverluste, Infrastrukturzerstörung und Ernteausfälle
• Bis zu 26.000 zusätzliche Arbeitsplätze
• Anstieg der Nettostundenlöhne um 2,1 %
• Jährlicher BIP-Zuwachs von 13 Mrd. Euro
• Rückgang der Arbeitslosenquote um 0,3 Prozentpunkte (entspricht 13.000 weniger Arbeitslosen)
• Verbesserung des öffentlichen Primärsaldos um 3,5 Mrd. Euro
II. Warum Klimaanpassung wirtschaftlich sinnvoll ist
• Ohne Anpassungsmaßnahmen drohen jährliche Klimaschäden von bis zu 10,8 Mrd. Euro bis 2050 (bei globaler Erwärmung von 2 °C)
• Nach bestehenden modellgestützten Analysen können Maßnahmen in Land- und Forstwirtschaft, Hochwasserschutz, Hitzeschutz und Frühwarnsystemen bis zu 70 % der durch den Klimawandel verursachten Wertschöpfungsverluste ausgleichen
• In Szenarien mit stärkerer Erwärmung sind die wirtschaftlichen Effekte deutlicher, da der Anpassungsbedarf steigt
III. Handlungsbedarf und Empfehlungen
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Notwendigkeit, Klimaanpassungspolitiken gezielt zu fördern. Es braucht fünf zentrale Maßnahmen:
1. Synergien zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung nutzen
a. Anpassungsmaßnahmen erhalten derzeit deutlich weniger finanzielle Mittel als Klimaschutzmaßnahmen
b. Förderprogramme sollten stärker auf Maßnahmen ausgerichtet werden, die Emissionsreduktion und Anpassung gleichzeitig fördern, etwa thermische Gebäudesanierungen, hitzeresistente Wälder und erneuerbare Energien
2. Klimarisikoversicherungen stärken
a. Steigende Klimarisiken setzen Versicherungen unter Druck
b. Einführung von Bündelversicherungen, (Teil-)Pflichtsystemen oder Public-Private-Partnerships, um langfristige Leistbarkeit zu sichern
3. Investitionsanreize maximieren
a. Private Investitionen in Klimaanpassung durch steuerliche Anreize, subventionierte Darlehen und staatliche Garantien fördern
b. Planungssicherheit für Unternehmen schaffen
4. Forschung und Entwicklung gezielt unterstützen
a. Erhöhte öffentliche Finanzierung, Steueranreize und öffentlich-private Partnerschaften für klimafreundliche Innovationen
b. Spezialisierte Dachfonds zur Förderung neuer Technologien und Risikostreuung
5. Finanzausgleich reformieren
a. Regionen mit höherem Klimarisiko gezielter unterstützen
b. Gemeinden mehr Autonomie bei der Mittelbeschaffung für Anpassungsmaßnahmen geben