Mag. Nikolaus Graf
Leiter des Forschungsbereichs Wettbewerbsfähigkeit
In einer aktuellen Studie im Auftrag des NEOS Lab hat EcoAustria den Ausbau der Kinderbetreuung in der Steiermark in Hinblick auf Kosten und Nutzen für das Bundesland und seine regionale Wirtschaftsleistung untersucht. Analysiert wurden in diesem Zusammenhang zwei verschiedene Szenarien.
Das erste Szenario simuliert die Ausweitung der Kleinkindbetreuung auf eine Betreuungsquote von 38 Prozent bei Kindern unter drei Jahren. Dies bedeutet eine Erhöhung der Betreuungsquote um 13 Prozentpunkte und umfasst etwa 4.230 zusätzliche betreute Kinder. Der damit verbundene finanzielle Mehraufwand beläuft sich auf rund 84 Millionen Euro. Im zweiten Szenario wurde die Verlängerung der Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen um eine Stunde untersucht. Mit dieser Maßnahme würde die durchschnittliche Öffnungszeit in der Steiermark den aktuellen österreichischen Durchschnitt übertreffen. Die damit verbundenen Kosten betragen etwa 9 Millionen Euro.
Entsprechend den Zielen der Kinderbetreuungsoffensive der Bundesregierung und den im Finanzausgleich vorgesehenen Mitteln des Zukunftsfonds wurde weiters ein kombiniertes Szenario berechnet: Die Ausweitung der Kleinkindbetreuung für Kinder von 0 bis 2 Jahren auf 38 Prozent sowie eine Verlängerung der durchschnittlichen Öffnungszeit um eine Stunde. Der zusätzliche finanzielle Aufwand beträgt in diesem Fall rund 95 Mio. Euro. Die vom Bund für die Steiermark im Zukunftsfonds bereitgestellten Mittel in Höhe von etwa 69,5 Mio. Euro im Jahr 2024 decken etwa drei Viertel dieser Kosten. Für das Land und seine Gemeinden verbleiben somit Mehrausgaben von rund 26 Mio. Euro.
Die Studienergebnisse zeigen klar, dass eine Verbesserung der Kinderbetreuung in der Steiermark bereits kurz- bis mittelfristig einen volkswirtschaftlichen Nutzen bringt, insbesondere durch eine höhere Arbeitsmarktpartizipation von Eltern, vor allem von Frauen.
Laut Simulation würde die Beschäftigung je nach Szenario um 1.200 bis 1.560 Personen steigen, da Eltern mehr arbeiten und zuvor inaktive oder arbeitslose Personen in Beschäftigung gelangen. Dies führt im ersten Szenario zu einem positiven fiskalischen Nettoeffekt von 38 bis 54 Mio. Euro bzw. im zweiten Szenario von 24 Mio. Euro. Gleichzeitig sinken die Ausgaben für Sozialleistungen um 10 bis 14 Mio. Euro. Der Konsum der privaten Haushalte würde im ersten Szenario um 57 bis 78 Mio. Euro und im zweiten Szenario um 21 Mio. Euro zunehmen. Insgesamt erhöht sich durch die Ausweitung der Kleinkindbetreuung im ersten Szenario das Bruttoregionalprodukt um 66 bis 93 Mio. Euro, während die Ausweitung der Öffnungszeiten im zweiten Szenario zu einer Steigerung um 71 Mio. Euro führt.