10 Jahresbericht EcoAustria bestätigt leidende Wettbewerbsfähigkeit und steigenden Arbeitskräftemangel

Der jüngst veröffentlichte Bericht des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria beleuchtet die wichtigsten wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten 10 Jahre in Österreich. Bei den Themen Arbeitsmarkt und Migration wird deutlich, wie stark Österreichs Wettbewerbsfähigkeit leidet und der steigende Arbeitskräftemangel die Wirtschaftsleistung belastet.

In Österreich gab es Anfang 2022 rund 300.000 offene Stellen. Gleichzeitig beklagen immer mehr Unternehmen, dass sie aufgrund des Arbeitskräftemangels bereits Umsatzeinbußen erlitten haben bzw. dass dieser für sie eines der vorrangigsten Probleme ist. Das konstant hohe Niveau an Arbeitslosenzahlen deutet zudem auf strukturelle Probleme auf dem Arbeitsmarkt hin. Diese Situation wird sich nicht zuletzt aufgrund der demografischen Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten weiter verschärfen.

Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, ist es, potenzielle Arbeitskräfte vermehrt in den Arbeitsmarkt zu integrieren. So zeigt sich, dass einige Gruppen in Österreich bisher nur in unzureichendem Ausmaß in den Arbeitsmarkt eingebunden sind: Immerhin 48,2 Prozent der Österreicherinnen arbeiten in Teilzeit, darunter sind 25,2 Prozent der Frauen ohne Kinder und 72,8 Prozent der Frauen mit Kindern unter 15 Jahre. Zudem beträgt das faktische Pensionsantrittsalter von Männern lediglich 62 Jahre. Der OECD-Schnitt liegt bei 63,8. In Neuseeland liegt der Schnitt bei 68,2, in Schweden bei 65,8 und in der Schweiz bei 65,4 Jahren. Neben dem faktischen Alter stellt aber eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters in Österreich eine Notwendigkeit dar. 

Hinzu kommt, dass die Zahl qualifizierter Zuwanderer aus Drittstaaten zu gering ausfällt. Auch der Krieg in der Ukraine und der dadurch entstehende Zustrom an potenziellen Arbeitskräften wird dieses Problem nicht lösen. Es muss daher ein wesentliches Ziel sein, eine größere Zahl an qualifizierten potenziellen Arbeitskräften für den österreichischen Arbeitsmarkt zu gewinnen. Die aktuelle Reform der Rot-Weiß-Rot Karte ist ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung, da sie erleichterte Voraussetzungskriterien für den Erhalt vorsieht und eine schnellere Abwicklung künftiger Verfahren bei Antragsstellung zulässt.

Doch nicht nur der Mangel an Fachkräften und MitarbeiterInnen mit höheren und spezifischen Qualifikationen mindert Österreichs Wettbewerbsfähigkeit. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass Österreich auch im Bereich des Kapitalmarktes und bei der Unternehmensdynamik Aufholbedarf hat. In den Bereichen Marktgröße, Institutionen und Regulierung, IKT-Infrastruktur und Verbreitung, Gesundheit, Bildung und Arbeitsmarkt und Qualifikation liegt Österreich im Mittelfeld. Besonders gut sind hierzulande die Produktmärkte, Innovationsfähigkeit, Institutionen und Regulierungen, Basisinfrastruktur und makroökonomische Stabilität ausgeprägt.

 Legende:

Roter Punkt = Aufholbedarf
Leerer Kreis = Mittelfeld
Blauer Punkt = Sehr gut