
DI Johannes Berger
Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung
Die schrittweise Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters für Frauen in Österreich beginnt, Wirkung zu zeigen: Eine aktuelle EcoAustria Kurzanalyse kommt zu dem Schluss, dass die Reform zu einem deutlichen Anstieg der Erwerbstätigkeit unter 60-jährigen Frauen geführt hat. Trotz konjunktureller Schwäche zeigen sich positive Arbeitsmarkteffekte – ein Befund, der auch die Debatte um Altersarbeitslosigkeit in neuem Licht erscheinen lässt.
Beschäftigungsanstieg trotz Krise
Seit Jänner 2024 gilt: Frauen können die Alterspension nicht mehr wie bisher mit 60, sondern erst mit 60,5 Jahren in Anspruch nehmen. Zwischen 2024 und 2033 wird das Pensionsantrittsalter von Frauen in Halbjahresschritten auf 65 Jahre angehoben. Laut EcoAustria hat sich im Jahr 2024 die Zahl der unselbständig beschäftigten 60-jährigen Frauen mehr als verdoppelt – von rund 15.500 im Vorjahr auf über 31.000 in der zweiten Jahreshälfte. 85 Prozent der zusätzlich betroffenen Frauen konnten eine Beschäftigung aufnehmen.
Arbeitslosigkeit steigt, aber weniger stark
Gleichzeitig stieg die Zahl der arbeitslosen 60-jährigen Frauen (inkl. Schulungsteilnehmerinnen) moderat auf etwa 3.700. Dies bedeutet: Der Großteil der betroffenen Frauen bleibt auch nach Verschiebung des Pensionsantritts im Arbeitsleben.
Neubewertung von Altersarbeitslosigkeit notwendig
Ein interessanter Effekt: Die Arbeitslosenquote bei 59-jährigen Frauen ist im selben Zeitraum spürbar gesunken – bei gleichzeitigem Anstieg der Beschäftigung. Dies zeigt, dass höhere Arbeitslosenquoten nahe dem Pensionsalter weniger ein Ausdruck mangelnder Beschäftigungsfähigkeit älterer Personen sind, sondern vielmehr durch institutionelle Übergangsphasen verursacht werden. EcoAustria empfiehlt daher, künftig differenzierter zwischen „Altersarbeitslosigkeit“ und „Arbeitslosigkeit vor dem Pensionsantritt“ zu unterscheiden.
Fazit: Beschäftigungsimpuls durch Reform
Die laufende Reform stellt laut EcoAustria ein „natürliches Experiment“ dar, das bereits in der Frühphase relevante Erkenntnisse liefert. Das Pensionsantrittsalter wirkt sich nicht nur auf die Altersgruppe der 60-jährigen Frauen positiv aus, sondern fördert auch die Beschäftigung in der Alterskohorte der 59-Jährigen.