DI Johannes Berger
Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung
Im Auftrag der Jungen Industrie hat EcoAustria in einer neuen Studie die strukturellen Herausforderungen des österreichischen Pensionssystems analysiert und Reformvorschläge erarbeitet, die dessen langfristige Stabilität sicherstellen sollen.
Das österreichische Pensionssystem gilt international als eines der leistungsstärksten, ist aber auch eines der teuersten. Es bietet hohe Pensionsleistungen und erlaubt gleichzeitig einen relativ frühen Pensionsantritt. Dies führt dazu, dass Österreich trotz einer im Vergleich zu anderen Ländern noch jungen Bevölkerungsstruktur besonders hohe Pensionsausgaben aufweist. Die Ausgabenentwicklung wird durch die demografischen Verschiebungen in den kommenden Jahren noch weiter verschärft. Konkret wird sich der sogenannte Altersabhängigkeitsquotient, also das Verhältnis der älteren Bevölkerung zur erwerbsfähigen Bevölkerung, von aktuell 32 Prozent bis 2035 auf fast 46 Prozent erhöhen und bis 2060 sogar auf 55 Prozent ansteigen.
Auf Basis der Studienergebnisse empfiehlt EcoAustria daher folgende Reformvorschläge:
- Erhöhung des Pensionsantrittsalters: Die Studie empfiehlt eine Anhebung des gesetzlichen und tatsächlichen Pensionsalters, um die fiskalische Nachhaltigkeit zu stärken und den Arbeitskräftebedarf zu decken. Eine Koppelung an die steigende Lebenserwartung kann langfristig finanzielle Stabilität und soziale Gerechtigkeit sichern.
- Fiskalische Disziplin bei Pensionserhöhungen: Die Studie warnt vor zusätzlichen Pensionserhöhungen über den Anpassungsfaktor hinaus, da diese Maßnahmen teuer und sozial wenig treffsicher sind. Langfristige Maßnahmen sollten nur mit gesicherter Finanzierung beschlossen werden, um die Nachhaltigkeit zu gewährleisten.
- Förderung der Erwerbsbeteiligung Älterer: Zudem benötigt es Anreize, wie die Abgabenreduzierung älterer Erwerbstätiger, um diese länger am Arbeitsmarkt zu halten. Dies würde das Sozialsystem entlasten und dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
- Reform des Zugangs zu Frühpensionen: Weiters empfiehlt EcoAustria strengere Zugangsbedingungen für Frühpensionen und eine Reduzierung der Invaliditätspensionen etwa durch präventive Maßnahmen und durch einen Ausbau und eine Evaluierung von Überprüfungsinstrumenten. Dies soll eine unangemessene Inanspruchnahme verhindern und die finanzielle Stabilität sichern.
- Stärkung privater und betrieblicher Vorsorge: Angesichts sinkender öffentlicher Pensionsleistungen sollten betriebliche und private Altersvorsorge durch steuerliche Anreize und bessere Rahmenbedingungen gefördert werden, um den Lebensstandard im Alter zu sichern und das öffentliche Pensionssystem zu entlasten.
- Einfluss des Pensionssystems auf Arbeitsmarktentscheidungen: Die Studie zeigt, dass großzügige Pensionsleistungen und ein niedriges Pensionsantrittsalter die Erwerbsbeteiligung Älterer verringern. Um diese zu erhöhen, sollten Anreize für einen späteren Pensionsantritt wie Bonuszahlungen oder Abschläge bei Frühpensionen eingeführt werden.