Österreich verliert weiter an Wettbewerbsfähigkeit

Mag. Nikolaus Graf
Leiter des Forschungsbereichs Wettbewerbsfähigket

ECI-Wettbewerbsindex von EcoAustria zeigt rückläufige Entwicklung im vierten Quartal 2024

Die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Volkswirtschaft entwickelt sich zunehmend negativ. Wie der aktuelle EcoAustria Competitiveness Index (ECI) für das vierte Quartal 2024 zeigt, hat sich die bereits zuvor bestehende stagnierende Phase nun seit Ende 2022 zu einer Phase mit klar rückläufiger Tendenz verfestigt. Besonders kritisch fällt dabei ins Gewicht, dass sich Österreich im gesamteuropäischen Vergleich schlechter entwickelt – und damit nicht nur relativ zu wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern wie Griechenland oder den baltischen Staaten, sondern auch absolut. Der Verlust an Wettbewerbsfähigkeit ist somit nicht nur Folge der gegebenen globalen Herausforderungen, sondern auch Ausdruck eigener wirtschaftlicher Schwächen.

Konkret misst der ECI die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich der 27 EU-Mitgliedstaaten und stützt sich dabei auf drei zentrale Indikatoren: Bruttoanlageinvestitionen, Nettoexporte und reale Arbeitsproduktivität. In allen drei Bereichen zeigen die Daten des aktuellen ECI für Österreich ein deutlich negatives Bild.

Die Bruttoanlageinvestitionen stagnieren über den gesamten Betrachtungszeitraum seit 2017 und entwickeln sich seit Anfang 2022 sogar rückläufig. Der Rückgang spiegelt eine verbreitete Unsicherheit sowie pessimistische Rentabilitätserwartungen unter Unternehmen und Investor:innen wider. Diese Zurückhaltung bei Investitionen hat direkte Auswirkungen auf die langfristige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit.

Auch die Entwicklung der Nettoexporte bereitet zunehmend Sorgen. Zwar konnten sie zu Beginn des Jahres 2024 kurzzeitig das Vorkrisenniveau übertreffen, doch seit Mitte des Jahres zeigt sich eine klare Trendumkehr. Während die rückläufigen Außenhandelsvolumina auch auf die globale wirtschaftliche Eintrübung hindeuten, deutet die negative Entwicklung der Nettoexporte darüber hinaus auf strukturelle Schwächen der österreichischen Exportwirtschaft hin. Wettbewerbsfähige Produkte und Dienstleistungen verlieren an Sichtbarkeit und Marktdurchdringung auf den internationalen Märkten.

Ein weiteres zentrales Problemfeld ist die reale Arbeitsproduktivität. Nachdem Österreich während der COVID-Pandemie noch vergleichsweise gut abgeschnitten hatte, liegt die Produktivität inzwischen nur mehr knapp über dem Niveau von Anfang 2017. Der Produktivitätsfortschritt ist zum Erliegen gekommen. Besonders problematisch wirkt sich hier der im internationalen Vergleich überdurchschnittliche Anstieg der Lohnstückkosten aus, der die Kosteneffizienz österreichischer Unternehmen belastet.

Nikolaus Graf, Leiter des Forschungsbereichs Wettbewerbsfähigkeit bei EcoAustria, fasst die aktuelle Lage wie folgt zusammen: „Die Analyse zeigt, dass die österreichische Wirtschaft zunehmend an Substanz verliert. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sind wirtschaftspolitische Maßnahmen notwendig, die gezielt auf Investitionsförderung, Produktivitätssteigerung und internationale Wettbewerbsfähigkeit abzielen. In einem Umfeld geopolitischer Unsicherheiten und globaler Herausforderungen kann sich Österreich wirtschaftliche Selbstzufriedenheit nicht leisten.“

Die Ergebnisse des ECI unterstreichen, dass Österreich sich nicht auf historischen Stärken ausruhen kann. Strukturelle Reformen und klare wirtschaftspolitische Impulse sind notwendig, um den Abwärtstrend zu stoppen und die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts nachhaltig zu sichern.