DI Johannes Berger Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung
Bis 2080 werden 9,9 Millionen Menschen in Österreich leben. Der Altersabhängigkeitsquotient, d.h. der Anteil der über-65-Jährigen an den 15-64-Jährigen, wird von heute 28,1 Prozent bis 2040 auf 44,1 Prozent und bis 2080 auf 51,6 Prozent steigen. Zudem wird im selben Zeitraum die Lebenserwartung auf deutlich über 90 Jahre ansteigen. „Die Zahl der Pensionsbezieher und auch die Bezugsdauer werden in den kommenden Jahren anwachsen. Das ist mit einem deutlichen Anstieg der Ausgaben im Pensionssystem verbunden. Da dieser Ausgabensteigerung keine entsprechende Einnahmensteigerung gegenübersteht, muss das österreichische Pensionssystem als nicht nachhaltig bezeichnet werden“, sagt Tobias Thomas, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria.
Bis zu einer echten Belastungsprobe muss man aber keine 60, 40 oder 20 Jahre warten. „Der Stresstest für das österreichische Pensionssystem steht bereits vor der Tür. Die ersten Babyboomer, also die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre, sind bereits in Pension gegangen“, so Thomas. Heute sind 93.237 Personen 65 Jahre alt, das gesetzliche Pensionsantrittsalter für Männer. Das tatsächliche Pensionsantrittsalter liegt in Österreich allerdings bei 59,6 Jahren. So sind derzeit 117.265 Menschen 60 Jahre alt. Mit dem Anstieg der Jahrgangzahlen ist ein Anstieg der Neuzugänge ins Pensionssystem verbunden. Im Jahr 2018 sind 92.203 Personen in Alters- bzw. Invaliditätspension gegangen. „In den nächsten 10 Jahren werden mit den Babyboomern die Neuzugänge in die Alters- und Invaliditätspension auf deutlich über 100.000 pro Jahr ansteigen. Hinzu kommen die Beamtenpensionen“, erläutert Thomas. Der Eintritt der Babyboomer in das Pensionssystem führt dazu, dass die Ausgaben jedes Jahr steigen werden. So zeigen Berechnungen mit dem Generationenkontenmodell Schulden-Check von EcoAustria, dass die Ausgaben von heute 14,1 Prozent des BIP bereits bis zum Jahr 2030 auf 15,3 Prozent steigen werden. „In den nächsten 10 Jahren werden die Pensionsausgaben kumuliert um rund 19 Mrd. Euro zunehmen“, erklärt Thomas.
Um auf die steigenden Ausgaben im Pensionssystem zu reagieren, könnte das Leistungsniveau des Pensionssystems über das bereits beschlossene Maß weiter abgesenkt werden. Damit verbunden wäre allerdings eine weitere Verschlechterung der finanziellen Absicherung im Alter. Alternativ könnten die Beiträge oder der Bundeszuschuss steuer- oder schuldenfinanziert angehoben werden. Das wäre jedoch verbunden mit einer steigenden Abgaben- oder Schuldenbelastung. Eine weitere Option wäre die Anhebung des gesetzlichen Antrittsalters von heute 65 schrittweise auf 67 im Jahr 2060. Mit einer Anhebung des Antrittsalters darüber hinaus, könnte auch ein höheres Niveau der Pensionen nachhaltig gewährleistet werden, so das Fazit einer heute veröffentlichten Kurzanalyse von EcoAustria.