Digitale Früchte des Wettbewerbs ernten

Mag. Dr. Wolfgang Schwarzbauer
Leiter des Forschungsbereichs Außenwirtschaft und regionale Wirtschaftspolitik

Aufgrund der digitalen Revolution werden in den letzten Jahren immer mehr Produkte und Dienstleistungen auf Plattformen wie Airbnb, Booking.com, Ebay oder Uber angeboten. „Durch digitale Geschäftsmodelle entstehen mehr Wahlmöglichkeiten für die Konsumenten und der Wettbewerb fällt oftmals intensiver aus“, sagt Tobias Thomas, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria. „Gerade wenn der Marktzugang bislang erschwert war, haben sich etablierte Anbieter oft an höhere Preise und weniger Innovationsdruck für bessere Produkte gewöhnt“, so Thomas. 

In Österreich hat sich im Bereich des Tourismus Airbnb als zunehmend wichtige Säule entwickelt. Im Jahr 2018 übernachteten 1,1 Mio. Gäste in einer auf Airbnb gebuchten Unterkunft. Das sind 2,5 Prozent aller Übernachtungsgäste. Offenbar passen die angebotenen Unterkünfte im Hinblick auf Preis und Qualität besser zu den Bedürfnissen ihrer Übernachtungsgäste als alternative Angebote. Auch das traditionelle Gastgewerbe bietet auf Airbnb an und nutzt die Plattform als weiteren Vertriebskanal. Neben mehr Wahlmöglichkeiten und einem besser passenden Preis-Leistungs-Angebot für die Übernachtungsgäste findet zumindest ein Teil der Übernachtungen zusätzlich statt. So zeigt eine Studie von EcoAustria im Auftrag von Airbnb auf Basis von Umfragen und Analysen der Herkunftsländer, dass im Jahr 2018 österreichweit die Zahl der Übernachtungen durch Airbnb um 504.000 höher ausgefallen ist. Insgesamt waren die Konsumausgaben der Gäste mit einer Wertschöpfung von 390 Mio. Euro und mit 4.600 Beschäftigten verbunden. Davon lassen sich 55 Mio. Euro an Wertschöpfung und rund 650 Beschäftigte auf die Konsumausgaben der zusätzlichen Gäste zurückzuführen. Insgesamt fallen die Effekte freilich höher aus, denn die Einnahmen der Anbieter von Unterkünften führen ebenfalls zu mehr Konsummöglichkeiten und weiterer Wertschöpfung, so die Ergebnisse der Studie von EcoAustria.

„Damit sich die Früchte des Wettbewerbs für die Konsumenten und die Volkswirtschaft insgesamt entfalten können, sollten Regulierungen keine unüberwindbaren Markteintrittshürden darstellen. Allerdings ist ebenso wichtig, dass etwa steuerrechtliche Regelungen von allen Anbietern eingehalten werden und Fehlverhalten konsequent verfolgt wird, anstatt digitale Geschäftsmodelle generell in Frage zu stellen“, so Thomas.