Mag. Ludwig Strohner Leiter des Forschungsbereichs Öffentliche Finanzen
Österreich weist im internationalen Vergleich eine hohe Abgabenbelastung auf. Mit 42,4 Prozent des BIP im Jahr 2017 lag die Abgabenquote deutlich über dem EU-Durchschnitt von 40,2 Prozent. „Die hohe Abgabenlast schränkt die Investitionen der Unternehmen und die Konsummöglichkeiten der Beschäftigten ein“, sagt Tobias Thomas, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria. „Mit einer Reduktion der Körperschaftsteuer und der Entlastung des Faktors Arbeit würden mehr Wachstum, Beschäftigung und höhere Nettolöhne erreicht“, so Thomas.
Eine aktuelle Analyse von EcoAustria mit dem Makromodell PuMA zeigt, dass mit einer Senkung der Körperschaftsteuer auf 19 Prozent das Bruttoinlandsprodukt langfristig um 0,7 Prozent höher ausfallen würde als ohne die Reform. Die Investitionen steigen besonders kräftig um 2 Prozent im ersten Jahr nach der Reform. Damit verbunden ist auch ein Anstieg der Nettolöhne und der Beschäftigung. Bezogen auf heutige Nettoeinkommen entspricht der durchschnittliche Anstieg langfristig rund 260 Euro pro Jahr. Die Beschäftigung fällt um rund 10.000 Beschäftigte höher aus. „Durch die höhere Wirtschaftsleistung und den höheren privaten Konsum kommt es zu fiskalischen Rückflüssen, die einen Teil der Körperschaftsteuerreform selbst finanzieren. Mittelfristig macht der Selbstfinanzierungsgrad rund 40 Prozent aus, langfristig steigt dieser auf 55 Prozent“, sagt Thomas.
„Aufgrund der hohen Belastung des Faktors Arbeit sollte eine umfassende Steuerreform neben einer Senkung der Körperschaftsteuer insbesondere auch die Entlastung des Faktors Arbeit vorsehen“, so Thomas. Bei vergleichbarem Reformvolumen wirkt eine Reduktion der Einkommensteuer am positivsten auf die Beschäftigung, den privaten Konsum und die Entwicklung der realen Nettolöhne. Die Reduktion der Lohnnebenkosten wiederum erzielt insbesondere bei der Beschäftigung von gering qualifizierten Personen den kräftigsten Zuwachs. Um den Finanzierungsbedarf der Reform richtig einzuschätzen, sollte der Selbstfinanzierungsgrad der Reform berücksichtigt werden, so das Fazit einer heute veröffentlichten EcoAustria-Policy Note.