DI Johannes Berger
Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung
Vor dem Hintergrund eines kräftig steigenden Arbeitsangebots bei gleichzeitig hoher und steigender Arbeitslosigkeit sowie eines anhaltend schwachen Wirtschaftswachstums wird zunehmend die Frage der „gerechten“ Verteilung des Arbeitsvolumens über die Arbeitszeit thematisiert. Während in Österreich eine generelle Verkürzung der Normalarbeitszeit propagiert wird, geht die internationale Tendenz in eine andere Richtung. Eine aktuelle, europaweite Erhebung auf Betriebsebene der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen belegt, dass die Flexibilisierung der Arbeitszeit die passende Antwort auf die bestehenden Herausforderungen darstellt. Die Ergebnisse der Studie ergaben, dass Unternehmen mit umfassenden flexiblen Arbeitszeitmodellen sowohl eine günstigere wirtschaftliche Performance als auch eine erhöhte Zufriedenheit der MitarbeiterInnen aufweisen. Die Weiterentwicklung flexibler Arbeitszeitmodelle unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Beschäftigten, die erlauben die vorhandene Arbeitszeit effektiver zu nützen, könnte einen wichtigen Beitrag zur Überwindung der bestehenden Arbeitsmarkt- und Wachstumsschwäche der österreichischen Wirtschaft leisten.
Dieser Kommentar von Dr. Ulrich Schuh erschien am 24. Oktober 2015 im Wirtschaftsmagazin der Neuen Kronen Zeitung.