Priv.-Doz. Dr. Monika Köppl-Turyna
Direktorin
In der Analyse wird eine Abschätzung der Mehrkosten, die mit einer Ausweitung der Kinderbetreuung verbunden wären, vorgenommen. Simuliert wird die Erhöhung der Betreuungsquote bei unter Dreijährigen im Umfang der Erreichung der Barcelona-Zielmarke von 33 Prozent bzw. um 10 bzw. 20 Prozentpunkte sowie die Ausweitung der durchschnittlichen Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen um eine Stunde bzw. um zwei Stunden.
Zur Abschätzung der Mehrkosten werden die statistisch identifizierten Zusammenhänge in Politikszenarien einer Ausweitung der Kinderbetreuung übertragen. Ausgangspunkt für die Mehrkostenabschätzung sind die öffentlichen Ausgaben für die Kinderbetreuung. Dabei betragen die Gesamtausgaben der öffentlichen Hand etwa 2,9 Milliarden Euro. Die Betreuungsquote der unter Dreijährigen beträgt gemäß Statistik Austria 27,6 Prozent, liegt also etwa 5,4 Prozentpunkte unter der Barcelona-Zielmarke von 33 Prozent. Die durchschnittlichen Öffnungszeiten der Einrichtungen liegen knapp über 9 Stunden. Die Ergebnisse zeigen einen moderaten Anstieg infolge der Politikszenarien. Dabei geht eine Ausweitung der durchschnittlichen Öffnungszeit um eine Stunde mit einer Erhöhung der öffentlichen Ausgaben um etwa 180 Millionen Euro von 2,9 Milliarden Euro auf 3,1 Milliarden Euro einher. Die Realisierung der Barcelona-Zielmarke einer Betreuungsquote von 33 Prozent verursacht in der Kostenschätzung eine Erhöhung der Ausgaben um etwa 240 Millionen Euro.
Im zweiten Schritt wurde eine Analyse der fiskalischen und weiteren Effekte eines Ausbaus der Betreuung bzw. einer Ausweitung der Öffnungszeiten vorgenommen. Kurzfristig erhöht der Ausbau die Beschäftigung sowie die geleisteten Arbeitsstunden. Auch die Ausweitung der Öffnungszeiten ist mit einem Anstieg der geleisteten Stunden verbunden. In beiden Szenarien führt die zusätzliche geleistete Erwerbstätigkeit zum Anstieg der Markteinkommen sowie damit verbundenen Staatseinnahmen aus direkten und indirekten Steuern sowie weiteren Abgaben. Darüber hinaus wird zusätzliche Kaufkraft generiert, die, abzüglich der Sparquote, fast zur Gänze konsumiert wird. Die Effekte übersteigen unter Berücksichtigung der zusätzlichen Kaufkraft in Summe die Kosten des Ausbaus. Dies gilt in jedem der berechneten Szenarien. So belaufen sich die zusätzlichen Einnahmen des Staates durch den Ausbau auf zwischen 153 und 567 Millionen Euro, je nach Szenario des Ausbaus, bzw. auf 166 Millionen im Szenario mit längeren Öffnungszeiten. Darüber hinaus steigt der Konsum um 220 bis 815 Millionen Euro.
Über kurzfristige fiskalische Effekte hinaus entstehen langfristige positive Effekte auf die Wirtschaftsleistung, dies vor allem durch höhere Bildungsabschlüsse und den damit verbundenen Anstieg der Produktivität. Darüber hinaus hat der Ausbau der Betreuung positive Effekte auf die Fertilität. Dies führt auf lange Sicht zu einer Entspannung der alterungsbedingten Belastung der öffentlichen Finanzen.