Pensionssystem nachhaltig gestalten

DI Johannes Berger                        Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung

Die finanzielle Absicherung im Alter ist eine der größten Langfristsorgen der heimischen Bevölkerung. Zu dem Schluss kommt die kürzlich veröffentlichte Studie der OECD Risks that matter. 79 Prozent der Österreicher nennen dies als eine ihrer drei größten langfristigen Sorgen. Damit ist der Anteil merklich höher als im OECD-Durchschnitt mit 72 Prozent. „Das österreichische Pensionssystem steht vor dem Hintergrund des demographischen Wandels weiterhin vor großen Herausforderungen. Eine Reform zur nachhaltigen Finanzierung des Pensionssystems steht nach wie vor aus“, sagt Tobias Thomas, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria.

Bisherige Pensionsreformen haben das Pensionssystem zwar ein Stück demographiefester gemacht, dies jedoch auch auf Kosten sinkender Leistungen. So zeigt eine Analyse mit dem Generationenkonten-Modell „Schulden-Check“ von EcoAustria, dass das Verhältnis von durchschnittlicher Pension zu durchschnittlichem Erwerbseinkommen von derzeit 56 Prozent auf rund 48 Prozent im Jahr 2060 absinken wird. Gleichzeitig wird die Ausgabenquote im Bereich der Pensionsleistungen bis 2060 um 1,5 Prozent auf 16,2 Prozent des BIP ansteigen.

„Grundsätzlich hat ein umlagefinanziertes Pensionssystem nur wenige Möglichkeiten, auf den demografischen Wandel zu reagieren“, erläutert Thomas. Zum einen können die Beiträge angehoben werden. Diese müssten bis zum Jahr 2060 um 1,5 Prozent des BIP angehoben werden. Dies erscheint angesichts der im internationalen Vergleich ohnehin hohen Belastung des Faktors Arbeit nicht sinnvoll. Eine alternative Option wäre eine zusätzliche Absenkung der Pensionsleistungen um knapp 10 Prozent bis 2060. Dies würde eine deutliche Schwächung der finanziellen Absicherung im Alter darstellen.

Die dritte Möglichkeit wäre, das gesetzliche Antrittsalter an den Anstieg der Lebenserwartung zu koppeln, die von heute knapp 82 bis zum Jahr 2060 auf über 88 Jahre ansteigen wird. Um den demographischen Wandel auszugleichen, müsste das gesetzliche Antrittsalter im selben Zeitraum von 65 auf 67 Jahre steigen. Diese Anhebung bedeutet allerdings nicht, dass das tatsächliche Antrittsalter im selben Maße steigen wird. Um das individuelle Leistungsniveau nicht weiter zu senken, müssten ArbeitnehmerInnen im Jahr 2060 im Schnitt tatsächlich bis gut 63 Jahre arbeiten, so das Fazit von EcoAustria Policy Note 23, die verschiedene Reformszenarien für das österreichische Pensionssystem analysiert.