Mag. Ludwig Strohner Leiter des Forschungsbereichs Öffentliche Finanzen
Der Nationalrat hat letzte Woche die erste Stufe der im Mai 2019 angekündigten Steuerreform beschlossen. „Die Entlastung des Faktors Arbeit ist ein Schritt in die richtige Richtung für mehr Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung in Österreich. Nach diesem ersten Schritt sollten weitere Folgen, denn die Abgabenbelastung des Faktors Arbeit und der Unternehmen ist im internationalen Vergleich nach wie vor sehr hoch. Bei den Arbeitnehmern kommt im Schnitt nur gut die Hälfte dessen an, was Unternehmen für die Arbeit zahlen“, sagt Tobias Thomas, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria.
„Gleich wer das Rennen bei der Nationalratswahl machen wird, wäre es gut für den Standort Österreich, wenn nach der Wahl weitere Maßnahmen zur Senkung der Abgabenbelastung gesetzt würden“, sagt Thomas. Die Effekte der im Mai 2019 angekündigten Steuerreform zeigt eine Simulation von EcoAustria mit dem Makromodell PuMA („Public policy Model for Austria“). „Mit der im Mai angekündigten Steuerreform würden die realen Nettoeinkommen bereits im Jahr 2025 um rund 3 Prozent höher ausfallen als ohne Reform. Die Beschäftigung würde um etwa 50.000 Personen zulegen. Damit verbunden wäre eine um 0,5 Prozentpunkte geringere Arbeitslosenquote, besonders Geringqualifizierte würden profitieren“, erläutert Thomas. Durch das kräftigere Wachstum steigen auch die Steuereinnahmen, so dass sich die Reform zu 40-50 Prozent selbst finanzieren würde. Der Rest sollte über mehr Effizienz bei den öffentlichen Ausgaben finanziert werden.
„Mit einer einmaligen Senkung der Abgabenquote ist es allerdings nicht getan. Ohne weitere Reformen wird die Abgabenbelastung wieder steigen“, sagt Thomas. Grund sind die Kalte Progression und steigende öffentliche Ausgaben in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Pensionen aufgrund der demografischen Entwicklung. „Weitere Strukturreformen wie eine vollständige Abschaffung der Kalten Progression und die Ankopplung des Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung sind angezeigt“, so Thomas.