DI Johannes Berger
Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung
Ein Mindestlohn von 1.500 Euro brutto im Monat wäre einer der höchsten Mindestlöhne in Europa. „Für einen internationalen Vergleich müssen die Regelungen zum 13. und 14. Gehalt mitberücksichtigt werden, die es in den meisten anderen Ländern nicht gibt. Bezieht man sie in die Rechnung ein, so ergibt sich für Österreich ein Stundenlohn von 10,12 Euro“, erläutert Tobias Thomas, Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria. „Im europäischen Vergleich nähme der österreichische Mindestlohn damit einen Spitzenrang ein. Der österreichische Mindestlohn läge 1,28 Euro oder 14 Prozent höher als im Nachbarland Deutschland und er wäre sogar höher als in Frankreich, wo der Mindestlohn mit 9,76 Euro im oberen Spektrum liegt. Bezieht man die Lohnnebenkosten mit ein, spreizt sich der Abstand zu den meisten anderen Ländern weiter, denn die Lohnnebenkosten sind in Österreich im internationalen Vergleich sehr hoch – ein Wettbewerbsnachteil für den Wirtschaftsstandort Österreich“, so Thomas.
„Bei der Höhe des angedachten Mindestlohns sind unintendierte Nebenwirkungen wahrscheinlich“, sagt Thomas. „So sind in Deutschland nach Einführung des Mindestlohns im Jahr 2015 z.B. die Taxipreise um gut zwölf Prozent gestiegen, in Ostdeutschland sogar um fast 20 Prozent. Insbesondere dort wo Preiserhöhungen nicht möglich sind, wird sich der Mindestlohn negativ auf die Beschäftigung auswirken und das wäre besonders bitter“, betont Thomas. So verweist der deutsche Sachverständigenrat in seinem jüngsten Jahresgutachten etwa darauf, dass in Deutschland ohne den Mindestlohn 60.000 Arbeitsplätze mehr entstanden wären