DI Johannes Berger
Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung
Derzeit erleben Österreich und Europa eine kräftige Zuwanderung von AsylwerberInnen. Im Verhältnis zur Bevölkerung ist sie in Deutschland, Österreich und Schweden besonders stark. Das hat auch Auswirkungen auf Wachstum und Beschäftigung: In Österreich wird durch die Fluchtmigration die Beschäftigung bis zum Jahr 2030 um 42.000 Personen mehr zunehmen, als es ohne Fluchtmigration der Fall wäre. Das reicht aber nicht, die zusätzlichen häufig geringqualifizierten Arbeitskräfte vollständig in Beschäftigung zu bringen. Daher wird die Arbeitslosenquote um 0,4 Prozentpunkte höher ausfallen als ohne Fluchtmigration. „Der Anstieg der Arbeitslosigkeit trifft primär die Gruppe der Flüchtlinge selbst. Unter den Ansässigen wird es voraussichtlich zu keiner wesentlichen Erhöhung der Arbeitslosenquote kommen. Allerdings ist damit zu rechnen, dass in einem gewissen Ausmaß geringqualifizierte Ansässige verdrängt werden“, erläutert Johannes Berger, Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung von EcoAustria.
Die Zuwanderung von Flüchtlingen erhöht zudem den privaten Konsum, Investitionen und das Bruttoinlandsprodukt. Da die Bevölkerung aber stärker zunimmt, dämpft die Fluchtmigration das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf leicht. Diese Befunde dürfen jedoch nicht allgemein auf Migration übertragen werden. „Eine ganze Reihe von Untersuchungen zeigen die positiven wirtschaftlichen Folgen von Migration, insbesondere durch höher Qualifizierte“, so Berger.
„Asyl ist primär unter humanitären und nicht unter ökonomischen Gesichtspunkten zu sehen. Dennoch müssen die wirtschaftlichen und fiskalischen Effekte von Beginn an mitgedacht werden“, betont Berger. Die volkswirtschaftlichen Effekte fallen umso positiver aus, je stärker Qualifikationsmaßnahmen greifen und je rascher die Integration in den Arbeitsmarkt gelingt. Aus diesem Grund sollten Aktivierungs- und Qualifikationsmaßnahmen für Asylberechtigte und AsylwerberInnen mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit früh beginnen. Durch den hohen Anteil an jungen AsylwerberInnen – rund 40 Prozent sind jünger als 17 Jahre – besteht die Chance, die Qualifikationsstruktur durch Aus- und Weiterbildung deutlich zu verbessern, so das Fazit einer heute veröffentlichten EcoAustria-Policy Note.