Abschätzung der wirtschaftlichen Effekte der Wiedereinführung der Behaltefrist für Wertpapiere

Die vorliegende Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria untersucht die Effekte der Wiedereinführung einer KESt-Behaltefrist und ihre Auswirkungen auf zentrale makroökonomische Kennzahlen der österreichischen Volkswirtschaft. Die Berechnungen verdeutlichen den Nutzen dieser Politikmaßnahme. Grundsätzlich senkt sie die erforderliche Ertragsrate von Unternehmen und macht Österreich als Ziel für Investitionen inländischer InvestorInnen attraktiver.

Damit geht ein Anziehen der Investitionsaktivität einher und die Produktivität steigt. Aufgrund der gestiegenen Investitionstätigkeit kommt es auch zu einer Beschäftigungsausweitung. Dies erhöht letztendlich das Nationaleinkommen. Die hier durchgeführten Abschätzungen zeigen ökonomische Effekte, die als substanziell einzustufen sind.

Positive Auswirkungen auf die österreichische Volkswirtschaft
So könnten die Investitionen um bis zu 2,5 Prozent steigen und die Beschäftigung um 0,3 Prozent zulegen. Die gesamtwirtschaftliche Produktivität steigt um etwa 0,3 Prozent, was sich letztendlich in einem um 0,8 Prozent gestiegenen Nationaleinkommen niederschlägt. Angesichts dieser Auswirkungen ist die Wiedereinführung einer KESt-Behaltefrist ökonomisch sinnvoll. Es zeigt sich zudem, dass private Haushalte mit einer höheren Sparneigung reagieren und langfristig die Ersparnisse zunehmen. Die Sparquote steigt um bis zu 2,1 Prozentpunkte an. Dabei sind die Altersvorsorge bzw. Vorsichtssparen die wesentlichen Motive für die Anpassung der Sparquote.

Um die Eigenkapitalausstattung in breiterem Umfang zu stärken, ist eine Behaltefrist in Kombination mit einer Abschaffung der KESt nicht nur für Anteile an Aktiengesellschaften, sondern auch für Unternehmensbeteiligungen an GmbHs zu präferieren. Darüber hinaus ist ebenso die steuerliche Behandlung von Ausschüttungen (beispielsweise Dividenden) relevant, wenn die Eigenkapitalausstattung von Unternehmen verbessert und ein investitionsfreundlicheres Umfeld geschaffen werden soll. Im internationalen Vergleich ist in mehreren Ländern eine präferierte steuerliche Behandlung in Kombination mit Behaltefristen und Beteiligungen an GmbHs vorgesehen. In Tschechien etwa sind Kapitalerträge aus Anteilen an einer GmbH steuerfrei, wenn diese zumindest über fünf Jahre gehalten werden.

„Eine der wichtigsten Auswirkungen der Kapitalertragssteuer ist der „Lock-In“-Effekt. Darunter versteht man das Festhalten an einem bestehenden Investment, obwohl potenziell bessere Investitionsmöglichkeiten vorliegen. Zudem verteuert die Kapitalertragssteuer die erforderliche Ertragsrate von Investitionen und hemmt damit die Investitionstätigkeit. Darüber hinaus mindert die Kapitalertragsteuer auch den Anreiz unternehmerisch tätig zu werden“, fasst Monika Köppl-Turyna, Direktorin von EcoAustria, die Nachteile einer Kapitalertragssteuer zusammen.

Hohe Hebelwirkung durch Senkung der Kapitalertragssteuer
Ökonomisch gesehen führt eine Senkung der Kapitalertragssteuer zu einer Ausweitung der Investitionen und der Kapitalausstattung der Beschäftigten. Damit ist eine höhere Produktivität verbunden, die sich wiederum in höheren Löhnen niederschlägt. Untersuchungen hinsichtlich der Auswirkungen auf die öffentlichen Finanzen zeigen, dass eine Reduktion von unternehmensbezogenen Steuern einen hohen Selbstfinanzierungsgrad aufweisen, d.h. der Steuerausfall im Vergleich zu anderen Abgaben niedriger ist.

Doch nicht nur die Höhe einer Kapitalertragssteuer ist relevant. Auch die Behaltefrist, nach deren Ablauf Kapitalerträge steuerfrei sind, spielt eine wichtige Rolle für die ökonomischen Folgewirkungen. So zeigen Ergebnisse der ökonomischen Literatur, dass in Ländern, die eine niedrigere steuerliche Belastung für langfristig ausgelegte Unternehmensbeteiligungen gegenüber kurzfristigen Beteiligungen vorsehen, Unternehmen in stärkerem Umfang Investitionen vornehmen.

Effekte auf das Sparverhalten
Hinsichtlich des Sparverhaltens von privaten Haushalten hat eine Abschaffung der Behaltefrist zwei gegenläufige Effekte zur Folge. Auf der einen Seite weiten private Haushalte die Ersparnisbildung aus – auch in Hinblick auf die private Altersvorsorge. Auf der anderen Seite dämpfen die höheren Erträge aus den Ersparnissen den Anreiz weitere Ersparnisse zu bilden. Der erste Effekt dürfte bei Haushalten mit höherem Einkommen und in Zeiten mit kräftigem Wirtschaftswachstum überwiegen. Der zweite Effekt ist für einkommensschwache Haushalte und in Zeiten schwacher Wirtschaftsentwicklung relevanter.

Tabelle 1: Grenzsteuersatz der Kapitalertragssteuer (mit Berücksichtigung der Behaltefrist)

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von datawrapper.dwcdn.net zu laden.

Inhalt laden

Tabelle 2: Zusammenfassung der Ergebnisse

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von datawrapper.dwcdn.net zu laden.

Inhalt laden