Deutsch-österreichische Wirtschaftsbeziehungen neu beleuchtet

Mag. Dr. Wolfgang Schwarzbauer
Leiter des Forschungsbereichs Außenwirtschaft und regionale Wirtschaftspolitik

Vor 100 Jahren wurden die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den jungen Republiken Österreich und Deutschland auf eine neue Basis gestellt. So kam es im Jahr 1920 zur Gründung der Deutschen Handelskammer in Österreich. „Sowohl historisch als auch aktuell sind Österreich und Deutschland eng miteinander verflochten. Dies zeigt sich an einem ausgeprägten Außenhandel zwischen den beiden Staaten, sowie an engen Direktinvestitionsbeziehungen“, erläutert Wolfgang Schwarzbauer, Forschungsvorstand des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria.

So agieren 4.480 deutsche Unternehmen in Österreich. Zieht man sowohl direkte als auch indirekte Effekte in Betracht, sind deutsche Unternehmen in Österreich gesamtwirtschaftlich mit einer Wertschöpfung von 38,4 Mrd. Euro sowie 480.971 beschäftigten Personen verbunden. Von besonderer Bedeutung sind dabei der Handel und die Industrie mit einer direkten Wertschöpfung von je mehr als acht Mrd. Euro. Zudem exportieren österreichische Unternehmen Waren und Dienstleistungen im Wert von 70,8 Mrd. Euro nach Deutschland, die gesamtwirtschaftlich mit 41,3 Mrd. Euro an Wertschöpfung und 436.276 Vollzeitjobs verbunden sind. Dies trifft insbesondere auf die österreichische Industrie zu.

„Wirtschaftspolitisch stehen beide Länder derzeit vor ähnlichen Herausforderungen. In erster Linie gilt es die aktuelle COVID-19 Krise gut zu überstehen und den damit einhergehenden Wirtschaftseinbruch einzudämmen“, so Schwarzbauer. Beide Länder haben hierzu weitreichende Rettungspakete beschlossen. Will man mittelfristig die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Wettbewerb ausbauen, und damit die Grundlage für Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung legen sowie die Resilienz in zukünftigen Krisen erhöhen, ist neben einer Reduktion der hohen Abgabenbelastung und dem Abbau bürokratischer Hürden, gerade in Volkswirtschaften mit hohem Entwicklungsstand wie Deutschland und Österreich, insbesondere eine Verbesserung der Bildungsstruktur und eine Steigerung des Forschungsoutputs angezeigt, so das Fazit der neu veröffentlichen Studie von EcoAustria und dem Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel.