Mag. Nikolaus Graf
Leiter des Forschungsbereichs Wettbewerbsfähigkeit
Damit einher geht ein zusätzlicher Personalbedarf von bis zu 17.000 Personen
In einer aktuellen Studie hat das Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria die finanziellen Mehrkosten sowie den zusätzlichen Personalbedarf eines Ausbaus der institutionellen Kinderbetreuung in Österreich berechnet. Grundlage für die Berechnung sind vier Teilszenarien, darunter ein bedarfsorientierter Ausbau bei 0- bis unter 1-Jährigen, eine Verdoppelung der Betreuungsquote bei 1- bis unter 2-Jährigen, eine Betreuungsgarantie bei Kindern von 22 bis 35 Monaten mit Inanspruchnahme von 90 % und VIF- (Vereinbarkeitsindikator Familie & Beruf) konformen Öffnungszeiten bei den neuen Betreuungsverhältnissen und eine Ausweitung der VIF-konformen Betreuung bei 3- bis 5-Jährigen auf 75 %.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Ausbau der institutionellen Kinderbetreuung im vollen Umfang dieser Teilszenarien mit staatlichen Mehrausgaben in Höhe von 1 bis 1,1 Mrd. Euro pro Jahr einhergeht. Allerdings ist davon auszugehen, dass ein Vollausbau nicht sofort realisiert werden kann, da sowohl im Bereich der Betreuungsinfrastruktur als auch im Bereich des Betreuungs- und Assistenzpersonals erhebliche Anstrengungen zur Realisierung der Szenarien unternommen werden müssen. Aus diesem Grund wird innerhalb der Studie ein Zielerreichungspfad bis 2030 unterstellt. Je nach Szenario und getroffenen Annahmen betreffend Zielerreichung und Kostensteigerungen ergeben sich im Anpassungszeitraum bis 2030 kumulierte Mehrausgaben von bis zu 4,5 Mrd. Euro in aktuellen Preisen von 2023.
Darüber hinaus ist eine deutliche Steigerung des Personal- und Fachkräftebedarfs zu erwarten. Konkret ergibt sich über alle betrachteten Teilszenarien ein Fachkräftebedarf von etwa 8.800 bis 10.700 Personen. Hinzu kommen erforderliche AssistentInnen und HelferInnen im Ausmaß von etwa 4.800 bis 5.900 Personen, woraus ein Gesamtbedarf von zusätzlichen etwa 13.600 bis 16.600 Personen entsteht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass den errechneten Mehrausgaben positive Wirkungen der institutionellen Kinderbetreuung gegenüberstehen, wie EcoAustria Direktorin Monika Köppl-Turyna erklärt: „Qualitativ hochwertige, örtlich erreichbare und zeitlich umfassende Kinderbetreuung ermöglicht insbesondere Müttern die Erwerbsteilnahme, entlastet den Arbeitsmarkt und zieht positive pädagogische Effekte nach sich. Gleichzeitig muss die Ausweitung der Betreuungskapazität effizient, wirtschaftlich und nachhaltig erfolgen, dies schon allein deshalb, weil sich die gegenwärtige Arbeitskräfteknappheit auch im elementarpädagogischen Bereich niederschlägt. Träger- und gemeindeübergreifende Kooperationen bergen in diesem Zusammenhang enorme Potenziale.”