Mag. Nikolaus Graf
Leiter des Forschungsbereichs Wettbewerbsfähigkeit
Österreich ist für ausländische Direktinvestitionen zurzeit nur mäßig attraktiv. So zeigt eine aktuelle Studie von EY, dass die Anzahl der Investitionsprojekte ausländischer Unternehmen in Österreich stagniert. Auch der EcoAustria-Competitiveness-Index (ECI) zeigt, dass sich Österreichs Wettbewerbsfähigkeit in den letzten Jahren unter dem europäischen Durchschnitt entwickelt hat. Heute liegt der Index unterhalb des Niveaus von 2016, dem Jahr der letzten größeren Steuerreform. „In Sachen Wettbewerbsfähigkeit besteht in Österreich Luft nach oben. Egal wie die Neuwahlen im September ausgehen, die künftige Bundesregierung sollte beherzt Strukturreformen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit angehen und so die Weichen für mehr Wachstum und Wohlstand stellen“, sagt Tobias Thomas, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria.
Für den Standort Österreich ist neben der Unternehmensbesteuerung insbesondere eine deutliche Entlastung des Faktors Arbeit angezeigt. „Der Unterschied zwischen dem, was Unternehmen pro Arbeitsstunde zahlen und dem, was bei den Beschäftigten ankommt, ist in Österreich viel zu groß“, sagt Thomas. Zudem wird die bereits hohe Abgabenbelastung in Österreich ohne weitere Strukturreformen automatisch ansteigen. Treiber dieses Anstiegs sind insbesondere die Kalte Progression und steigende öffentliche Ausgaben in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Pensionen aufgrund der demografischen Entwicklung. Dem entgegenwirken würden eine vollständige Abschaffung der Kalten Progression und die Ankopplung des Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung.