Kurzanalyse 25: Österreichs Wettbewerbsfähigkeit rückläufig

Mag. Nikolaus Graf
Leiter des Forschungsbereichs Wettbewerbsfähigket

Eco Austria Competitiveness Index im vierten Quartal 2022:
Update des ECI

In einer neuen Kurzanalyse hat EcoAustria die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit Österreichs im Vergleich zu anderen EU-Ländern untersucht. Dabei zeigen die aktuellen Ergebnisse des EcoAustria Competitiveness Index (ECI) derzeit eine rückläufige Entwicklung der heimischen Wettbewerbsfähigkeit. Im vierten Quartal 2022 hat sich der Wert des Index von 104,8 auf 104,3 weiter verschlechtert, womit Österreich nun auf Rang 14 unter insgesamt 30 betrachteten Wirtschaftsräumen liegt.

Abbildung: Ergebnisse des ECI mit dem vierten Quartal 2022

Zurückzuführen ist dieser Rückgang insbesondere auf eine Verschlechterung der Nettoexporte. Betrugen diese im dritten Quartal 2022 noch 2,8 Prozent des BIP, machen sie im vierten Quartal nur noch 1,5 Prozent aus. Unabhängig von der jüngsten Entwicklung ist generell zu berücksichtigen, dass sich Österreichs Nettoexporte schon seit längerem tendenziell negativ entwickeln.

Die im vierten Quartal 2022 gestiegenen Bruttoanlageinvestitionen wirken sich positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit aus. Diese sind von 25,3 Prozent im dritten Quartal auf 25,5 Prozent des BIP im vierten Quartal moderat gestiegen. Zugleich ist im europäischen Vergleichsrahmen allerdings festzuhalten, dass sich die Anlageinvestitionen in vielen der Vergleichsländer, insbesondere in den neuen EU-Mitgliedstaaten seit 2004 (NMS), schneller und dynamischer entwickeln als in Österreich.

Die dritte Variable des ECI, die reale Arbeitsproduktivität, hat sich im vierten Quartal 2022 gegenüber dem vorangegangenen Quartal um fast einen Prozentpunkt verringert (106,4). Zwar liegt Österreich damit knapp über den Vergleichswerten der EU-27 Mitgliedstaaten (104,9), der Eurozone (103,6) oder Deutschland (104), allerdings weisen gerade die neuen EU-Mitgliedstaaten ein deutlich schnelleres Produktivitätswachstum auf.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich Österreichs Wettbewerbsfähigkeit zuletzt verschlechtert hat. Aufholpotenziale entstehen vor allem im Vergleich zu den Top-Performern und dynamischeren Wirtschaftsräumen wie etwa den neuen EU-Mitgliedstaaten. Zur Verbesserung von Rahmenbedingungen benötigt es einen ausgewogenen Politikmix und eine Beförderung systemischer Anreize etwa im Innovationssystem oder in den Systemen der sozialen Sicherung. In Anbetracht der gegenwärtigen Unsicherheiten – etwa bei Energie- und Vorleistungspreisen, Fachkräftemangel oder konjunkturellen Unsicherheiten – benötigen die Unternehmen von der Politik möglichst stabile Rahmenbedingungen und verlässliche Perspektiven, wie EcoAustria Experte Nikolaus Graf erklärt: „Im Energiebereich können der Ausbau der erneuerbaren Energieinfrastrukturen, die Integration des europäischen Energiemarktes sowie beschleunigte Genehmigungsverfahren für Anlagen der Energieerzeugung einen Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit darstellen.“