Kurzanalyse 13: Wird Home-Office die Einkommensschere zwischen den Geschlechtern reduzieren?

In der Corona-Pandemie ist das Home-Office, also die Telearbeit, erstmals großflächig zum Einsatz gekommen. Angesichts der geschlossenen Schulen und Kindergärten konnten zwar viele nicht wirklich effizient von zu Hause aus arbeiten, aber wir dürfen dennoch davon ausgehen, dass das Home-Office auf Dauer bleiben wird. Denn unter „normalen“ Umständen könnten Unternehmen ihre Kosten damit deutlich senken, ohne dass dabei die Produktivität leidet. Je nach Branche, Tätigkeit und Stundenausmaß in Home-Office sind die Zuwächse allerdings unterschiedlich. Einige sehen im breiten Einsatz von Telearbeit auch die Lösung gegen den „Gender-Pay-Gap“, welcher die seit jeher am Arbeitsmarkt vorliegenden Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern beschreibt.

Österreich gehört zu den europäischen Staaten mit den höchsten Einkommensunterschieden zwischen Männern und Frauen. Das hat in erster Linie damit zu tun, dass Frauen hierzulande stärker als anderswo aus dem Arbeitsleben ausscheiden, wenn sie Kinder bekommen. Allerdings: In jenen Ländern, in denen sehr viele Mütter überhaupt nicht mehr am Arbeitsmarkt aktiv sind, fallen auch die Gender-Pay-Gaps kleiner aus, denn statistisch werden diese Frauen gar nicht erst erfasst. In Österreich hingegen sind die Partizipationsraten am Arbeitsmarkt hoch. Aber gerade Mütter arbeiten vorwiegend in Teilzeit, was den Gender-Pay-Gap wiederum statistisch höher ausfallen lässt.

Eine aktuelle EcoAustria Kurzanalyse diskutiert die Auswirkungen des Home-Office auf den Gender-Pay-Gap vor dem Hintergrund der ökonomischen Literatur. Insgesamt sollte man die Rolle des Home-Office zur Bekämpfung des Gender-Pay-Gap wahrscheinlich nicht überschätzen. Solange die Geschlechterrollen durch das Home-Office nicht beeinflusst werden, wird sich an den Einkommensunterschieden zwischen Frauen und Männern wenig ändern. Anderseits könnte die Pandemie einiges in Bewegung bringen. Veränderung braucht gute Beispiele, und wir haben diese ja hierzulande mit all jenen Familien, in denen der Vater als Büroangestellter von zu Hause aus arbeitet, weil die Mutter als systemrelevante Arbeitskraft, als Ärztin, Krankenschwester oder Verkäuferin in einem Lebensmittelgeschäft, unabkömmlich ist. Diese Eltern können durch ihre neue Selbstverständlichkeit zu Vorbildern werden. Covid-19 könnte auf diese Weise einen unerwarteten und paradoxen Beitrag zur Veränderung der Geschlechterrollen leisten.

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