Priv.-Doz. Dr. Monika Köppl-Turyna
Direktorin
Laut dem European Venture Report 2020 ist das Volumen von Venture-Capital-(VC-)Deals stetig gestiegen. Während im Jahr 2006 der Wert der europäischen VC-Deals noch bei knapp 4 Milliarden Euro lag, hat er sich bis 2019 mit 34 Milliarden fast verzehnfacht. Die europäischen Märkte sind zwar immer noch kleiner als die USA und China, gewinnen aber zunehmend an Bedeutung.
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In dieser Arbeit befassen wir uns mit einem besonderen Aspekt der Venture-Capital-Branche, nämlich der Syndizierung. Typischerweise werden VC-Investitionen nicht von einem einzelnen Unternehmen getätigt, sondern von einer Gruppe von Co-Investoren, einem Syndikat. Die relevanteste Rolle in einem Syndikat nimmt ein führender Investor ein, der in der Regel große Erfahrung bei der Auswahl von Investitionsmöglichkeiten und anschließenden Investitionen in verschiedenen Technologiebereichen sowie einen starken Deal-Flow mitbringt. Theoretisch haben syndizierte Investitionen aus verschiedenen Gründen bessere Erfolgschancen als nicht-syndizierte. Die vorhandene Literatur zeigt, dass Syndizierungen in Vereinigten Staaten und China zu erfolgreicheren Investitionen führen. Für Europa als Ganzes gibt es noch keine publizierte Literatur, welche belegt, dass dies auch hier der Fall ist. Während die Erklärungen für die Auswirkungen der Syndizierung auch für den europäischen Fall zutreffen sollten, muss diese Hypothese noch getestet werden. In der Tat unterscheiden sich die europäischen Märkte erheblich von den US-amerikanischen, weswegen einige Aspekte der Syndizierung hier anders sein könnten.
Um zu klären, inwiefern VC-Syndikate mit dem Erfolg von Unternehmen korrelieren, greifen wir auf Methodiken der Netzwerkanalyse zurück. Im ersten Schritt berechnen wir Charakteristika der Investoren, die messen, wie gut ein VC-Investor vernetzt ist. Hier werden zwei Maßzahlen angewendet: Eigenvektor-Zentralität und Betweenness.
Die Eigenvektor-Zentralität misst die Bedeutung einzelner VC-Firmen anhand der Anzahl der Beziehungen, die eine VC-Firma im Netzwerk hat, sowie anhand der Bedeutung der entsprechenden Co-Investoren. Je mehr Verbindungen eine VC-Firma hat, desto mehr Möglichkeiten zum Austausch bestehen und daher umso einflussreicher bzw. zentraler ist der Akteur. VC-Firmen, die Beziehungen zu vielen anderen VC-Firmen haben, können in einer vorteilhaften Position sein. Beispielsweise sind sie dadurch weniger abhängig von einem einzelnen Co-Investor, wenn es um Informationen oder Geschäftsabschlüsse geht. Darüber hinaus haben sie möglicherweise Zugang zu einem breiteren Spektrum an Expertise, Kontakten und Kapitalpools (Hochberg et al. 2007).
Betweenness beschreibt auf wie viele andere Akteure man angewiesen ist, um Einfluss zu Verbindungen innerhalb des Netzwerks herzustellen. Konkret beschreibt es die Anzahl der kürzesten Wege zwischen zwei Knoten, die durch einen Knoten gehen. Knoten mit hoher Verflechtung können aufgrund ihrer Kontrolle über den Informationsfluss zwischen anderen Akteuren einen beträchtlichen Einfluss in einem Netzwerk haben. Betweenness misst daher inwiefern eine VC-Firma andere VC-Firmen mit komplementären Fähigkeiten oder Investitionsmöglichkeiten zusammenbringt, zu welchen es sonst keine direkte Beziehung gibt.
Unsere Hauptergebnisse zeigen, dass die beide Arten der Netzwerkzentralität wichtig für den Erfolg von Portfoliounternehmen in Europa sind. Wir finden einen Zusammenhang zwischen der Netzwerkzentralität von Investoren und der Überlebenswahrscheinlichkeit von Portfoliounternehmen sowie deren Umsatzwachstum.
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Darüber hinaus zeigen wir, dass es Unterschiede im Einfluss der Zentralität auf das Überleben zwischen verschiedenen Finanzierungsrunden gibt. Syndizierung und Netzwerke von Investoren sind ein wichtiger Faktor für den Erfolg von Portfoliounternehmen in früheren Finanzierungsrunden (z.B. Seed- bzw. Vorgründungsphase), aber weniger für spätere Finanzierungsrunden.