DI Johannes Berger Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung
Vom österreichischen Arbeitsmarkt kommen derzeit gute Nachrichten: Nachdem es jahrelang mit der Zahl der Arbeitslosen fast immer nur bergauf ging, sinkt sie nun konjunkturbedingt bereits das achte Quartal in Folge. „Für eine Entwarnung ist es jedoch zu früh. Nach wie vor gibt es auf dem Arbeitsmarkt einen Berg voller Herausforderungen“, sagt Tobias Thomas, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria. „Mit 280.000 ist die Zahl der Arbeitslosen zehnmal höher als in den 1970er Jahren und damit auf einem traurig hohen Stand. Hinzu kommen 65.000 Personen in Schulungsmaßnahmen. Arbeitslosigkeit bedeutet Wohlstandseinbußen für Österreich und einen schweren Schlag für jeden Betroffenen“, so Thomas.
Spätestens wenn die brummende Konjunktur nachlässt, werden die strukturellen Probleme auf dem Arbeitsmarkt wieder offensichtlich werden. Um den Arbeitsmarkt zukunftsfit zu machen, sollte die Flexibilität erhöht sowie Hürden für den Arbeitsmarkt und neue Geschäftsmodelle abgebaut werden. Zudem: „Eine gut konzipierte Reform des Arbeitslosengeldes kann die Anreize stärken, einer bezahlten Arbeit nachzugehen,“ erläutert Thomas.
Der Bildung kommt neben der Flexibilität und effizienten Anreizen eine Schlüsselrolle für einen zukunftsfitten Arbeitsmarkt zu, speziell in Hinblick auf die Langzeitarbeitslosigkeit. Bereits jeder dritte Arbeitslose in Österreich ist länger als 12 Monate ohne Beschäftigung. „In Zeiten des demographischen Wandels und der Digitalisierung sind Aus- und Weiterbildung sowie lebenslanges Lernen essentiell, um Langzeitarbeitslose und Asylberechtigte in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Bildung ist auch als vorbeugende Maßnahme gegen (Langzeit-)Arbeitslosigkeit von großer Bedeutung“, so Thomas in einem Gastkommentar in der aktuellen Ausgabe des trend.