Kurzanalyse 19: Folgen der Entwicklung des Gas- und Elektrizitätspreises auf die österreichische Wirtschaft

Anstieg der Gas- und Strompreise mit kräftigem Wachstumseinbruch verbunden

Der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine im Februar 2022 hat weitreichende Konsequenzen. Neben politischen Folgen sind damit auch beträchtliche wirtschaftliche und soziale Effekte verbunden. Bislang hat die EU sieben Sanktionspakete beschlossen, die auf eine Schwächung der wirtschaftlichen Situation in Russland abzielen. Es zeigen sich aber auch Rückwirkungen auf die europäischen Volkswirtschaften.

Die Preise für Erdgas und Strom haben bereits Ende 2021 erheblich zugelegt und sind im Jahresverlauf 2022 weiter angestiegen. Die MarktteilnehmerInnen erwarten, dass die Preise für Strom und Erdgas weiter sehr hoch bleiben bzw. sogar noch zunehmen werden.

Um die ökonomischen Auswirkungen der Preisentwicklungen abzuschätzen, haben wir in dieser Kurzanalyse folgende Niveauabweichungen relativ zum Basisszenario ohne Erdgas- und Strompreisanstieg unter Anwendung des institutseigenen E-PuMA-Simulationsmodells errechnet:

DI Johannes Berger
Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung

Die reale Wirtschaftsleistung bleibt im Gefolge der Energiepreiserhöhungen deutlich zurück. Das reale Bruttoinlandsprodukt entwickelt sich heuer um 1,4 Prozent oder 6 Mrd. Euro, im Jahr 2023 um 4,6 Prozent (20 Mrd. Euro) und im Jahr 2024 um etwa 16 Mrd. Euro schwächer als im Szenario ohne Energiepreiserhöhungen. Das Wirtschaftswachstum fällt demnach heuer um 1,4 Prozentpunkte und 2023 um 3,3 Prozentpunkte schwächer aus. Sollten die Energiepreise, wie vom Markt erwartet, in den darauffolgenden Jahren wieder auf ein deutlich niedrigeres Niveau zurückkommen, dann klingt auch der Effekt auf die Wirtschaftsleistung wieder ab. Zusammenfassend kann man erwarten, dass die derzeit hohen Preiserwartungen für Energie beträchtliche Auswirkungen auf die Beschäftigung, Investitionen und die Wirtschaft im Allgemeinen haben werden. Inwiefern auch längerfristig Auswirkungen zu erwarten sind, hängt davon ab, wie lange die Energiepreise auf hohem Niveau verbleiben. Je länger diese Situation andauert, desto stärker werden Unternehmen die Verlagerung von Wirtschaftsaktivitäten ins Auge fassen, da sich die Produktionskosten in anderen Teilen der Welt dann deutlich günstiger entwickeln. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass in der Untersuchung von regulativen Maßnahmen und Fördermaßnahmen abstrahiert wird. Sollten derartige Instrumente greifen, dann ist von geringeren Auswirkungen auszugehen.

Die untenstehenden Simulationsergebnisse zeigen demnach die potenziellen Auswirkungen des Preisschocks ohne wirtschaftspolitische Maßnahmen auf.

E-PuMA-Simulationsergebnisse des Gas- und Strompreisszenarios für die Jahre 2022 bis 2026.

Schlussfolgerungen
Die Preisentwicklung für Energie hat bereits jetzt zu umfangreichen Unterstützungsmaßnahmen seitens der öffentlichen Hand geführt. Die explodierenden Preise für Stromlieferungen in der Zukunft werfen die Frage auf, wie die Situation in den Griff zu bekommen ist. Es gibt derzeit mehrere Vorschläge, wie ein Eingriff in den Strommarkt aussehen könnte, von Preisobergrenzen für Stromlieferungen, über Subventionen für Erdgas bei der Verwendung zur Stromproduktion, bis hin zu einer Abschöpfung von außergewöhnlichen Gewinnen. Dabei ist anzumerken, dass jeder der Vorschläge aufgrund der Komplexität des Marktes mit Problemen behaftet ist und nicht-intendierte Folgen haben kann, wenn die Reaktionen der Marktteilnehmer nicht sorgfältig berücksichtigt werden.

Lesen Sie die gesamte Schlussfolgerung in der Kurzanalyse.