DI Johannes Berger
Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung
Eine der wesentlichen Forschungskompetenzen von EcoAustria ist die ex‐ante Evaluation von wirtschafts‐ und sozialpolitischen Maßnahmen, z.B. in der Steuer‐, Sozial‐ oder Arbeitsmarktpolitik, oder auch die Analyse der wirtschaftlichen Folgewirkungen weiterer Entwicklungen wie Bildung, Migration oder technischer Fortschritt. Die Simulationen werden bei EcoAustria vor allem mit dem dynamischen Gleichgewichtsmodell PuMA (“PUblic Policy Model for Austria and other European Countries”) durchgeführt. So zeigen aktuelle Analysen auf Basis von PuMA, dass die im aktuellen Regierungsprogramm vorgesehene Senkung der ersten, zweiten und dritten Stufe des Einkommenssteuertarifs auf 20, 30 bzw. 40 Prozent sowie die Senkung der Körperschaftsteuer von 25 Prozent auf 21 Prozent erhebliche volkswirtschaftliche Effekte auslösen würde: Die Maßnahmen führen dazu, dass das Bruttoinlandsprodukt mittel- bis längerfristig um 1 bis 1,3 Prozent höher ausfällt als ohne die Reformmaßnahmen. Zudem steigen Nettoeinkommen, Konsum und Investitionen und die Beschäftigung fällt mittel- bis langfristig um 35.000 Beschäftigte höher aus. Durch das zusätzlich ausgelöste Wachstum finanzieren sich diese Reformschritte zu 40 bis 50 Prozent selbst.
Methodisch gehört das PuMA-Modell zur Modellgruppe der „computable general equilibirum models (CGE)“. Dabei sind in PuMA die spezifischen Gegebenheiten eines Landes insbesondere in Hinblick auf das Abgabensystem, die soziale Sicherung und den Arbeitsmarkt berücksichtigt. Dabei werden Beschäftigung und Bevölkerung nach Alters- und Ausbildungsgruppen differenziert. Die Autoren des PuMA-Modells, Johannes Berger, Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung, und Ludwig Strohner, Leiter des Forschungsbereichs Öffentliche Finanzen bei EcoAustria, haben das Modell derzeit für Österreich und 14 weitere europäische Länder kalibriert und somit für rund 85 Prozent der EU‐Bevölkerung. Damit sind vergleichende Analysen der Wirkung von Reformmaßnahmen oder demographischen Entwicklungen innerhalb Europas möglich. Eine Vorgängerversion von PuMA, das Gleichgewichtsmodell EU-LMM, haben die Autoren für die Generaldirektion Beschäftigung der Europäischen Kommission entwickelt. EcoAustria Research Paper 11 bietet eine Aktualisierung der ausführlichen technischen Dokumentation des Modells.