Die Effekte einer Lohnnebenkostensenkung für die Volkswirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit

Die wirtschaftliche Lage Österreichs verschlechterte sich im Jahr 2023 deutlich. Konkret schrumpfte das reale BIP um 0,7 Prozent. Nach der Prognose der Europäischen Kommission soll das Wachstum auch in den Jahren 2024 und 2025 mit 0,6 Prozent und 1,4 Prozent nur moderat ausfallen. Hohe Zinsen und die Inflation belasten die österreichische Wirtschaft. In diesem Zusammenhang hat EcoAustria im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) untersucht, inwiefern eine Reduktion der Lohnnebenkosten positiv zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen kann.

Für die Modellanalyse wird von einer Lohnnebenkostensenkung mit einem Maßnahmenvolumen von 7,5 Mrd. Euro bzw. 1,4 Prozent des BIP ab 2025 ausgegangen, was einer Abschaffung des FLAF-Beitrags entspricht. Die öffentlichen Leistungen werden nicht reduziert. „Diese Maßnahme stärkt die Arbeitsnachfrage und das Arbeitsangebot, wodurch etwa ein Prozent mehr Beschäftigung geschaffen wird. Konkret hätte dies rund 40.000 zusätzliche Arbeitsplätze zur Folge“, erklärt Ludwig Strohner, Leiter des Forschungsbereichs öffentliche Finanzen am Institut von EcoAustria. Zudem steigt der reale private Konsum mittelfristig um rund 1,5 Prozent, die realen Investitionen fallen um etwa 1,8 Prozent stärker aus.

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die Schere bei den Lohnstückkosten zu wichtigen Handelspartnern wie Deutschland zunehmend auseinandergeht, was auch den realen effektiven Wechselkurs negativ beeinflusst und die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt. Laut Studie kann eine Senkung der Lohnnebenkosten auch die preisliche Wettbewerbsfähigkeit verbessern und zu einem Anstieg der Exporte um 1,4 Prozent führen.

Die Modellsimulation zeigt, dass das reale BIP langfristig um etwa ein Prozent steigt, was knapp 5 Mrd. Euro zusätzlicher Wirtschaftsleistung entspricht. Damit einher gehen positive Auswirkungen auf die öffentlichen Finanzen, da der Konsumeffekt die Einnahmen aus Konsumsteuern erhöht und der Beschäftigungseffekt die Einnahmen aus den SV-Beiträgen steigert“, führt Strohner weiter aus. Allerdings muss ein Teil des Einnahmenausfalls finanziert werden, wobei eine Ausgabenreduzierung angesichts der hohen Abgabenbelastung und stärker wachstumsdämpfenden Wirkungen von Steuererhöhungen zu bevorzugen ist.

Die Untersuchungen deuten darüber hinaus darauf hin, dass in Österreich Effizienzpotenziale vorhanden sind, weil vergleichsweise hohe öffentliche Ausgaben mit mittleren Ergebnissen einhergehen. Benchmarking-Analysen unter den EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen, Schweiz, Großbritannien und Island zeigen ein Effizienzpotenzial von 2,6 Prozent des BIP in den Bereichen der allgemeinen öffentlichen Verwaltung, des Schulwesens und des Gesundheitssystems, wenn man den Mittelwert der jeweils effizienteren Länder heranzieht. Im Pensionssystem besteht ebenfalls ein großes Potenzial. Die in der Studie unterstellte Form der  Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters um ein Jahr könnte mittel- und langfristig die öffentlichen Pensionsausgaben um rund 0,7 Prozent des BIP reduzieren.